Kiel Region
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Flyer Energiekonzept 2020 Kiel | Der CCS Flyer
Veranstaltungen:
Flyer zur Veranstaltung am 15.Mai 2008 | Plakat zur Veranstaltung am 15.Mai 2008
Energiekonzept der BürgerInneninitiative
Konzept für die Versorgung der Region Kiel mit regenerativer Energie
Klimaschutzziele der Stadt Kiel
Kieler Energie- und Klimaschutzkonzept 2008 - Beschlussvorlage 30.4.2008
Schriften anderer Organisationen
Der BUND veröffentlichte im Juni: "Der Klima-Express 2008"
Ärgern auch Sie sich, wenn Leute Wasser predigen und Wein trinken?
Finden auch Sie, dass die Stadtwerke und die MVV ihre Chance als regionaler Energieversorger erkennen sollten und besser beraten wären, konsequent die erneuerbaren Energieressourcen unserer Region zu nutzen, anstatt jahrzehntelang tagtäglich einen 5000 Tonnen-Frachter voll Kohle zu importieren, um seine Ladung durch den Schornstein zu blasen? Möchten auch Sie nicht mit ansehen, wie einige wenige Personen in unserer Stadt an uns vorbei solche Fehlentscheidungen treffen?
Nur aufregen, genügt nicht. Global denken, lokal handeln!
Wir möchten Ihnen mit diesen Seiten praktische Möglichkeiten aufzeigen sich nach Ihren Möglichkeiten am gemeinsamen Ziel das Kohlekraftwerk zu verhindern und die Energiewende einzuleiten, zu beteiligen.
Nehmen Sie Teil an unseren Treffen der Bündnisinitiative, diskutieren über unsere Mailingliste mit und informieren sich über anstehende Termine und Veranstaltungen. Unterschreiben Sie unsere Unterstützerliste und verteilen Sie unseren Flyer in Ihrem Umfeld.
Ein besonderes Anliegen ist es uns Sie auf die Möglichkeit eines Stromanbieterswechsels aufmerksam zu machen. Wie Sie Ihren Stromverbrauch berechnen und welche örtliche Alternativen Ihnen zur Verfügung stehen erfahren Sie hier.
Wie wird Kiel mit elektrischer Energie versorgt?
Welche Rolle spielt das Wärmeversorgungsnetz für Kiel?
Wer liefert und produziert Strom für Kiel und wohin fließen die Gewinne?
Antworten auf diese Fragen finden Sie demnächst hier auf dieser Seite.
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Auf dem Gelände des bisherigen Gemeinschaftskraftwerks war der Bau eines neuen etwa doppelt so großen Kohlekraftwerks geplant und danach das alte abzureißen.
Kiel liegt sehr günstig für ein Kohlekraftwerk, da die Kohle per Schiff angeliefert werden kann und die Wassertiefe ca. 12 m beträgt. Außerdem steht Kühlwasser unbegrenzt zur Verfügung.
Da wegen kurzer Liegezeiten aber ganze Schiffsladungen zu der 30-tägigen Reserve gelagert werden müssen, ist ein riesiger Platzbedarf mit Förder- und Transporteinrichtungen erforderlich. Dazu kommt noch eine Pier mit entsprechend leistungsfähigen Löscheinrichtungen.
Das Image der Stadt Kiel mit einer der schönsten Hafeneinfahrten wird von den riesigen Kohlehalden, dem erheblich größeren Abgasfilter, dem 110-120 m hohen Kesselhaus und dem 180 m hohen Schornstein nachhaltig gestört. Für den Kraftwerksbetrieb ist das unvermeidlich, für das Ambiente der Stadt Kiel und der Umgebung jedoch unzumutbar.
Es ist auch damit zu rechnen, dass in Zukunft strengere Umweltauflagen betreffend Feinstaub eingehalten werden müssen. Das betrifft sowohl den Kohleumschlag, die Lagerung, den Transport und die Abgasemission. Der Feinstaubgehalt im Rauchgas ist gesetzlich begrenzt auf 20 mg/m³. Bei der jetzigen Rauchgasmenge von 1.300.000 m³/h wäre das 26 kg/h oder 624 kg/Tag. Es ist damit vergleichbar, als wenn stündlich 1 Sack Zement je 25 kg (oder täglich 24 Sack) aus dem Kamin ausgeschüttet werden. Die zulässigen Werte für Schwefel und Stickstoff sind mit je 200 mg/m³ noch wesentlich höher.Mit dem neuen Kraftwerk dürfen die Emissionen mehr als verdoppelt werden.
Ein Kohlekraftwerk gilt technologisch gesehen als unmodern, da der Wirkungsgrad ca. 13 %-Punkte niedriger liegt als bei einem GuD-Kraftwerk (Gas- und Dampfturbine).
Derzeit spracht nur der aktuelle Preis je erzeugter kWh für die Kohle. Wie lange noch war aber ungewiss, da eine höhere CO2-Emissionsabgabe diesen Vorteil in Zukunft aufheben konnte.
Bei der Vergrößerung des neuen Kraftwerks von bisher 354 MW auf 800 MW wäre der Kohleverbrauch und die benötigte Kühlwassermenge entsprechend höher. Statt 840 000 t Kohle jährlich sollten künftig 1 800 000 t per Schiff angelandet werden. Es entsteht mehr Rauchgas und Abwärme, die nur zum Teil als Fernwärme genutzt werden kann.
Der Gesamtwirkungsgrad eines Kraftwerks kann durch Abwärmenutzung erheblich gesteigert werden. In Kiel geschieht dies bereits seit 1907. Das jetzige Kieler Kraftwerk hat je nach Jahreszeit 70-295 MW Fernwärme geliefert.Die Fernwärmeleistung von 428 MW wurde bisher als Höchstlast aller Heiz-und Heizkraftwerke angegeben. Das neue Kraftwerk allein soll aber schon 450 MW einspeisen. Das Müllheizkraftwerk und das Heizkraftwerk Humboldtstraße liefern aber weiterhin Wärme. Das kann nur funktionieren, wenn das Fernwärmenetz erheblich vergrößert wird. Dazu fehlen aber die finanziellen Mittel.
Bei dem geplanten neuen großen Kohlekraftwerk wäre die Abwärmemenge verdoppelt worden und hätte dann nur zu einem kleinen Teil genutzt werden können. Der größere Teil müsste über das Kühlwasser in die Förde abgeleitet werden. Das bedeutet eine gewaltige Verschwendung von Primärenergie und eine überflüssige Steigerung der CO2-Emission.
Gerade um dieses zu vermeiden, wurde mit erheblichen Fördermitteln die Forschungen in den Bereichen Kraftwerksentwicklungen unterstützt, die aber erheblich geringere Verbesserungen bringen als die Abwärmenutzung durch Fernwärme.
Je größer ein Kraftwerk ist, um so größer muss auch das Fernwärmenetz werden, um die große Abwärmemenge loszuwerden. Mit der großen Leitungslänge wachsen aber auch die Wärmeverluste, die auch bei einer sehr guten Isolierung der Fernwärmerohre vorhanden sind.
Dadurch ist eine sinnvolle Nutzung der Abwärme begrenzt und folglich auch die Größe eines effektiven Kraftwerks. Neue Kraftwerke sollten deshalb nur so groß gebaut werden wie auch die Abwärme genutzt werden kann. Nur so kann die Primärenergie optimal verwertet und die CO2 -Emission verringert werden.
Außerhalb des Fernwärmenetzes beginnt der effektive Bereich der dezentralen Blockheizkraftwerke. Sie bestehen z.B. aus einem erdgasbetriebenen Motor, der über einen Generator Strom erzeugt und über das Kühlwasser Wärme zur Verfügung stellt. Der Strom kann über das Netz verkauft werden und die Wärme für Heizung und Warmwassererzeugung genutzt werden. So werden erheblich höhere Gesamtwirkungsgrade als bei reinen Elektrizitätskraftwerken erreicht und entsprechend Primärenergie gespart.
Dänemark produziert über 50% seiner Elektrizität durch eine gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme, Deutschland liegt da noch weit zurück bei 12%. Von der EU wird bereits kritisiert, dass man in Deutschland wider besseren Wissens noch zu sehr auf große Kohlekraftwerke und eine zentrale Versorgung fixiert ist.
Bei der Elektrizitätserzeugung in Schleswig–Holstein besteht z. Zt. eine Überkapazität von ca. 70% und ein wesentlich erhöhter Eigenbedarf ist auf längere Sicht nicht absehbar. Eine Vergrößerung des Kieler Kraftwerks ist daher nicht notwendig, es sei denn, der Strom soll dauerhaft nach Süden verkauft werden. Unbestritten ist aber, dass es modernisiert werden muss.
Aktuelle Meldungen von den Auswirkungen der Klimaerwärmung machen die Vermeidung oder Verringerung von CO2- Emissionen immer dringender. Für Kraftwerksneubauten müssen deshalb höchste Wirkungsgrade angestrebt und der Brennstoff mit der geringsten CO2-Emission ausgewählt werden. Die Verbrennung von Erdgas statt Kohle gewährleistet auf lange Sicht die weitaus größte CO2 - Reduzierung. Eine Vergleichsrechnung eines Kohlekraftwerks mit einem GuD-Kraftwerk gleicher Leistung zeigt, dass dabei 56% weniger CO2 erzeugt werden! Diese große Differenz bei der CO2-Emission ist aus bestimmten Gründen nicht sehr bekannt. Sie kann bei Kohlekraftwerken durch keine bisher technisch machbaren Maßnahmen erreicht werden.
In Kiel sollte deshalb konsequenterweise statt des geplanten 800 MW-Kohlekraftwerks ein gasbeheiztes GuD-Kraftwerk in einer Größenordnung gebaut werden, die einen hohen Wirkungsgrad gewährleistet. Dafür sprechen auch noch weitere Gründe:
- Es ist ideal geeignet als Spitzenkraftwerk zum Ausgleichen von der unterschiedlichen Windstromeinspeisung,
- es ist keine neue Trasse für die vorgesehene 380-kV-Hochspannungsleitung erforderlich,
- der Übersee-Kohletransport nach Kiel dauert 1 Tag länger als zu den Nordseehäfen und ist damit teurer,
- der mit hohem Aufwand sanierte Ostuferstrand neben dem Kraftwerk wird nicht durch Kohlestaub verschmutzt,
- die wertvollen Grundstücke Hasselfelde, für die FH-Studenten attraktive Projekte mit Wohnbebauung, Marina, Freizeitpark ausgearbeitet haben, können vermarktet werden.
Das bereits erwähnte GuD-Kraftwerk ist eine gute Alternative, für das Kiel ebenfalls günstig liegt. Die Gasversorgung kann über eine neue Pipeline ab Wasbek vom Netzverbund erfolgen, in den Nordsee-Erdgas von Holland, Ostfriesland und Dänemark eingespeist wird.
Insgesamt bieten sich folgende Vorteile:
- Hoher Wirkungsgrad,
- weniger Abwärme,
- erheblich weniger CO2-Emission,
- geringerer Primärenergieverbrauch,
- keine aufwändigen Anlandeeinrichtungen,
- keine Förder- und Transportmaschinen,
- kein Feinstaub,
- kein riesiger Abgasfilter
- keine nachteilige Fördeansicht,
- modernste, umweltfreundliche Kraftwerkstechnik,
- großer Gas- Kavernenspeicher in Kiel- Rönne,
- Einspeisemöglichkeit für Bio- Gas,
- hoher Automatisierungsgrad,
- weniger Wartungsaufwand,
- erheblich niedrigere Anlagekosten,
-
kein Platzbedarf für Kohlehalden, auf dem Gelände können Betriebe mit erheblich mehr als die vorgesehenen 100 Arbeits-plätze angesiedelt werden. Zum Vergleich sind in Schleswig-Holstein bereits über 5000 Arbeitsplätze für regenerative Energien entstanden.
- Als Vorbild für das neue Kieler Kraftwerk könnte das GuD-Kraftwerk der Stadtwerke Münster dienen, bei dem der Wirkungsgrad über 88% liegt und die Staubbelastung um 90% verringert wurde.
- Als negatives “Vorbild” eignet sich das laufend modernisierte 626 MW-Kohlekraftwerk in Apenrade mit den riesigen Kohlehalden und der Staubbelastung.
Ein neues Kraftwerk sollte erheblich kleiner als das geplante ausgeführt werden. Ein optimal an das Fernwärmenetz angepasste GuD- Kraftwerk hat einen viel höheren Gesamtwirkungs-grad und ist in jeder Hinsicht sauberer.
Hier sind nicht nur die Stadtwerke betroffen, sondern auch Anlieger, deren Grundstücke noch weiter im Wert fallen, aber auch Kieler Bürger und die Umwelt. Deshalb sollten neutrale Gutachter hizugezogen werden, z. B:
- UTEC Ingenieurbüro, Bremen (war bereits mehrfach tätig für die Stadtwerke),
- Eutech Energie & Management GmbH, Aachen,
- Prof. Olav Hohmeyer, Universität Flensburg, stellvertr. Vorsitzender einer UN-Arbeitsgruppe zum Klimawandel.
Kiel ist im Mai 2004 dem weltumspannenden Klima-Bündnis beigetreten und im Oktober 2005 wurde das Projekt “Klimaschutzstadt Kiel 2010” beschlossen. In Abstimmung mit den Stadtwerken soll ein nachhaltiges kommunales Energie- und Klimaschutzkonzept entwickelt werden. Damit hat Kiel sich eindeutig dem Ziel verpflichtet,die CO2- Emissionen zu verringern.
Mit dem Bau des neuen Kohlekraftwerks wird aber das Gegenteil erreicht.
Dipl.-Ing. Peter Hartz VDI Kiel, den 23.02.2007
Positionspapier der BürgerInneninitiative Umweltfreundliche Energieversorgung für die Region Kiel
- gegen das geplante Großkohlekraftwerk - vom 8.10.2007
6 Eckpunkte:
1. Weder Atomkraft noch Kohlekraft, sondern konsequenter Klimaschutz
2. Ausrichtung auf eine Regionalversorgung für Kiel und Umgebung
3. Energie sparen und Effizienz erhöhen
4. Nachhaltige Energieversorgung auf dezentraler Basis
5. Arbeitsplätze für die Region erhalten und neue schaffen
6. Rekommunalisierung der Stadtwerke und demokratische Kontrolle
1. Weder Atomkraft noch Kohlekraft, sondern konsequenter Klimaschutz
Die Klimaveränderungen sind eine reale Bedrohung unserer Lebensgrundlagen. Trotzdem planen die Stromkonzerne den Bau von über 40 Stein- und Braunkohlekraftwerken in Deutschland. Eine Durchführung dieser Pläne würde eine jahrzehntelange Festlegung auf den Energieträger Kohle bedeuten und einen weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien verhindern. Aus Gründen der historischen Verantwortung und der zunehmenden Knappheit der fossilen Rohstoffe und nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen ist stattdessen ein radikales Umsteuern erforderlich – vor allem in den Industrieländern. Im Energiesektor lässt sich dies nur erreichen, wenn konsequent Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Energieträger umgesetzt werden. Das bedeutet die Überwindung der atomar-fossilen Großkraftwerksstruktur. Diese Erkenntnis beruht auf einer Vielzahl nationaler und internationaler Studien.
In der Landeshauptstadt Kiel ist im Bereich der leitungsgebundenen Energien, also der Strom-, Gas- und Fernwärmeversorgung im Jahr 2004 mehr CO2 ausgestoßen worden als im Jahr 1990. Der letzte Energiebericht bestätigt, dass auch im Bereich der städtischen Liegenschaften letztlich nur witterungsbedingte Schwankungen festzustellen sind, aber keine durchgreifenden strukturellen Verbrauchssenkungen stattgefunden haben.
Vor diesem Hintergrund ist die Absicht von e.on und den Stadtwerken, das heutige Gemeinschaftskraftwerk Kiel (GKK) im Jahr 2015 durch ein neues, erheblich größeres Kohlekraftwerk ersetzen zu wollen, zugleich eine klimapolitische Bankrotterklärung für die nächsten Jahrzehnte! Dies und die Tatsache, dass sich die LH Kiel zur Klimaschutzstadt erklärt hat, erzwingt eine Ablehnung dieser Planung und eine ernsthafte Prüfung möglicher Alternativen, die die Energieversorgung der Region in Richtung einer nachhaltigen und klimaschonenden Struktur umgestalten.
Wir fordern: Stoppt den Bau des Groß-Kohlekraftwerks!
2. Ausrichtung auf eine Regionalversorgung für Kiel und Umgebung
Mit dem GKK, dem Heizkraftwerk Humboldtstraße, dem Heizkraftwerk MVK und den Heizwerken Nord in Kiel-Wik, West in Mettenhof, Süd in Hassee und Ost auf dem Gelände
des GKK verfügt Kiel über eine installierte Gesamtleistung beim Strom von knapp 400 Megawatt (MW), bei der Wärmeversorgung von knapp 900 MW. Die auf jeden Fall sicherzustellende Spitzenlast im Strombereich beträgt bei der Stromversorgung rund 240 MW und bei der Wärmeversorgung rund 430 MW. Damit verfügt Kiel über Strom- und Wärmeerzeugungs- bzw. Umwandlungsanlagen, die schon jetzt über dem Spitzenbedarf liegen.
Die Vorstellungen der Anteilseigner des Kieler Gemeinschaftskraftwerkes, Energiekonzern Eon und die Stadtwerke Kiel (51% MVV + 49% Stadt Kiel) drehen sich im Kern nicht um den Aufbau einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung für die Region Kiel (Landeshauptstadt Kiel und Umlandgemeinden), sondern darum, durch den Neubau eines mindestens 800 MW-Steinkohlekraftwerkes auf dem Kieler Ostufer maximal Geld im europäischen Stromhandel zu verdienen.
Wir lehnen den Neubau eines Kraftwerkes in der geplanten Größe ab, weil er allein dem Zweck dienen soll, mit Billigstrom auf dem liberalisierten Markt maximale Profite zu erlangen und die Monopolstellung der großen Energiekonzerne zu festigen. Das Anliegen der hier lebenden Menschen dagegen ist die Sicherstellung der Versorgung mit Strom, Gas und Fernwärme. Sie gerät unter diesen Bedingungen in eine untergeordnete Rolle. Dabei ist gerade die Versorgungssicherheit eine Grundaufgabe der kommunalen Selbstverwaltung. Sie muss vor allen anderen Interessen wieder zum wichtigsten Maxime kommunaler Daseinsvorsorge werden, indem sie auf die regionalen Bedürfnisse der Menschen abgestimmt wird.
Wir fordern: Statt Energieexport – Versorgungssicherheit für die Region!
3. Energie sparen und Effizienz erhöhen
Die Landeshauptstadt Kiel ist Mitglied im Internationalen Klimabündnis Europäischer Städte. Diese haben auf der Jahreskonferenz 2007 in Zürich beschlossen, ihren CO2-Ausstoß bis 2030 um 50% gegenüber 1990 zu senken.
Die bisherige Bilanz der „Klimastadt Kiel“ ist ernüchternd: im letzten verfügbaren Energiebericht 2004 der Stadt Kiel heißt es: „ Die über Sanierungsmaßnahmen, Betriebsüberwachung, Innerstädtisches Contracting und das Projekt „Fifty-Fifty nachweisbaren Energieeinsparungen werden derzeit noch durch Mehrverbräuche in anderen Liegenschaften überkompensiert. Durch ein effektiveres Energiemanagement und eine integrale Planung wäre ein Gegensteuern möglich.“ Schon im Vorwort wird empfohlen, das Energiemanagement als strategische Aufgabe auszurichten und über die Festlegung von Energieleitlinien, Energiestandards und Selbstverpflichtungen voranzukommen. Die Faktenlage bei den städtischen Liegenschaften ist ähnlich ernüchternd wie bei der oben dargestellten Gesamtverbrauchsentwicklung. So wird festgestellt, dass bei den 34 Hauptverbrauchern von 1996-2003 zwar ein CO2-Rückgang festzustellen ist, dass aber bei Witterungsbereinigung der zuzuordnende CO2-Anteil um einen Prozent gestiegen ist.
Und den Geschäftsberichten der Stadtwerke Kiel ist zu entnehmen, dass von 1990 bis 2005 mehr Strom, Gas und Fernwärme verkauft wurden, also im Bereich der leitungsgebundenen Energieversorgung keinerlei Senkung des CO2-Ausstoßes stattgefunden hat.
Die Ratsversammlung hat im Oktober 2005 die Konsequenzen daraus gezogen und folgenden einstimmigen Beschluss gefasst: „Die OB wird aufgefordert, in Abstimmung mit den Stadtwerken auf Grundlage des § 2 des Konzessionsvertrages mit den Stadtwerken vom 21.11.1996 ein nachhaltiges kommunales Energie- und Klimaschutzkonzept zu entwickeln, um schrittweise die Abhängigkeit vom Erdöl abzusenken und verstärkt Energieeinsparen, rationelle Energieverwendung und Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern.“
Der Konzessionsvertrag zwischen Stadt und Stadtwerken lässt der Stadt eigentlich eine Menge Möglichkeiten, um die Klimaschutzziele voranzutreiben. Es muss festgestellt werden, dass eine kontinuierliche gemeinsame Umsetzung der Ziele des Vertrages bisher nicht stattgefunden hat.
Wenn Kiel seinen Anspruch als Klimastadt aufrecht erhalten will, kommt es entscheidend darauf an, die Planung eines Kraftwerk-Neubaus, seine grundsätzliche Notwendigkeit, seine Größe und den zu wählenden Brennstoff im Zusammenhang mit dem noch ausstehenden Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt Kiel zu diskutieren und zu entscheiden.
Für ein ökologisch ausgerichtetes Energieversorgungskonzept müssen als erste Schritte geprüft werden:
- ein umfassendes Gebäudesanierungs- und Wärmedämmprogramm. Dies betrifft sowohl die städtischen Liegenschaften als auch den privaten Gebäudebestand, verbunden mit der Einführung des Energiepasses. Hierbei muss sichergestellt werden, dass diese Maßnahmen nicht zu einer ungerechtfertigten Erhöhung der Mieten führen und somit wieder zu Lasten der VerbraucherInnen gehen.
- weitere Schritte zur Stromeinsparung mit verbraucherInnengerechter Tarifstruktur
- Analyse der vorhandenen Struktur der Energieumwandlungsanlagen und Prüfung, in welcher Weise der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung erhöht werden kann,
- der Ausbau erneuerbarer Energien,
- ie Wahl einer Stromerzeugungsanlage mit dem höchsten Gesamtwirkungsgrad und den geringsten Emissionen.
Wir fordern: Klimakonzept endlich umsetzen: CO2-Ausstoß reduzieren!
4. Nachhaltige Energieversorgung auf dezentraler Basis
Unter einer nachhaltigen Energieversorgung verstehen wir die Nutzung von regenerativen Energien, wie zum Beispiel Windenergie, Wasserenergie, Solarenergie, Geothermie und Biomasse.
Vor dem Hintergrund der dringend notwendigen CO2-Reduzierung ist zu prüfen, ob ein neues Gemeinschaftskraftwerk (GKK) erforderlich ist. Dazu ist es nötig, dass die Stadt und die Stadtwerke langfristige Bedarfsprognosen für den Strom- und Wärmebedarf der Region vorlegen. Grundlage der zukünftigen Kieler Energieversorgung ist der Ausbau und die flächendeckende Nutzung der dezentralen Anlagen in der Stadt und dem Umland. Diese Anlagen sollen:
- das Kraft-Wärme-Kopplungspotenzial ausschöpfen – im privaten Bereich, in den Betrieben und in den städtischen Liegenschaften,
- dabei das Biomassepotenzial der Region auf der Basis der vorhandenen Reststoffe ausnutzen, wobei darauf zu achten ist, dass Biomasse aus dem normalen landwirtschaftlichen Betrieb keinesfalls in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gerät,
- die Solarthermie und Photovoltaik weiter ausbauen,
- die Geothermie zur Wärmeerzeugung nutzen.
Die Ausschöpfung dieser Potenziale ermöglicht es, auf dem GKK-Standort ein Kraftwerk für die Fernwärmeversorgung neu zu bauen, das kleiner als das heutige auszulegen ist.
Wir fordern: Umbau der Energieversorgung mit dezentralen und ökologischen Anlagen
5. Arbeitsplätze für die Region erhalten und neue schaffen
Der Bau eines größeren Kohlekraftwerkes würde keinen Beitrag für die weitere regionalwirtschaftliche und die Arbeitsplatzentwicklung leisten. Der Presse war zu entnehmen, dass beabsichtigt ist, 1 Mrd. Euro zu investieren und auf Dauer 100 Arbeitsplätze im neuen Kraftwerk zu halten. Heute sind im GKK 108 Menschen beschäftigt. Es würde also kein zusätzlicher Arbeitsplatz geschaffen.
Die Umsetzung eines ökologisch ausgerichteten Energieversorgungskonzeptes ist mit Blick auf die regionale Wertschöpfung dagegen die bessere Alternative. Vor allem bedeutet die Umsetzung einer solchen Konzeption, dass schrittweise viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden können.
Das Ziel der Energieeinsparung ist ein wichtiges, neues Aufgabenfeld der Stadtwerke. Sie wissen am besten, wo besonders viel Energie verbraucht wird und könnten Betriebe und VerbraucherInnen beraten, wo Energie eingespart werden kann. Ein Konzern, der daran verdient, wenn er möglichst viel Strom verkauft, hat daran aber kein Interesse. Auch hier zeigt sich der Interessengegensatz: während gerade Energieeinsparung viel Personal, Fortbildung und Beratung bei den Stadtwerken erfordert, setzt der MVV-Konzern genau dieses notwendige Fachpersonal vor die Tür.
Dass weitere Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, zeigt die Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien, ebenso wie die Entwicklung im klein- und mittelständischen Handwerk. Letztere würden mit der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes einen Boom erleben.
Hier liegen auch die Chancen für Stadtwerke und privates Gewerbe: neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken, dem Handwerk und der Industrie bringen Vorteile für alle Beteiligte – und auch für die regionalwirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt.
Wir fordern: Arbeitsplätze für die Region durch Gebäudesanierung und Ausbau erneuerbarer Energien.
6. Rekommunalisierung der Stadtwerke und demokratische Kontrolle
Ein grundlegendes Problem bei der Umsetzung dieser nachhaltigen Energieversorgung ist die zur Zeit fehlende demokratische Kontrolle der Betriebe der Daseinsvorsorge.
Um eine nachhaltige Energieversorgung im Interesse der BürgerInnen sicherzustellen, muss die Stadt den Einfluss auf die Zielvorgaben und die Kontrolle über diese Betriebe zurückholen. Nur so kann sie die Verantwortung gegenüber ihren BürgerInnen wahrnehmen. Dazu gehört auch, das operative Geschäft der Stadtwerke Kiel wieder unter ihre Regie zu bekommen.
Dazu gehören folgende Punkte:
- Der Rückkauf der 51%-MVV-Anteile muss durchgesetzt werden. Die dafür nötigen finanziellen Mittel können mittels günstiger Kredite beschafft und aus den Überschüssen der Stadtwerke refinanziert werden.
- Die Ergebnisse des im Juni 2007 eingerichteten „Runden Tisches“ (Stadtwerke und Ratsversammlung) müssen öffentlich diskutiert werden.
- Der Auftrag der Ratsversammlung vom Oktober 2005 ist endlich zu erledigen und ein Energiekonzept für die Region ist vorzulegen, das die Ziele der „Klimastadt Kiel“ erfüllt.
- Alle Verträge (z. B. Konsortialvertrag, Konzessionsvertrag, Gesellschaftervertrag) mit privaten Unternehmen, die die Daseinsvorsorge betreffen, sind offen zu legen.
- Die Ratsmitglieder sind zur Rechenschaft über ihre Tätigkeit in den kommunalen Betrieben zu verpflichten.
- Um den Interessen der Kieler Bevölkerung und des Umlandes gerecht zu werden, halten wir auch ein Bürgerbegehren für notwendig.
Wir fordern: Einflussmöglichkeiten zurückholen!
Erstunterzeichner: Ahmed-Rashid Mohamed, (Attac-Kiel), Bettina Beszus (Frauenverband Courage e. V.), Carsten Appel (DIE LINKE), Claudia Bielfeldt (BUND KV Kiel), Doris Kramer (Attac-Kiel), Dr. Ursula Müller, Eva Dockerill (SALZ e. V., DIE LINKE), Gerd Cornelsen (SPD, Mönkeberg), Hannelore Titze (MLPD), Hans-Werner Tovar (Ratsherr, SPD), Hilma Menchau, Kay Kollmann, Manfred Schikorr (B90/DIE GRÜNEN), Marianne Deckert (Attac-Kiel), Peter Graun, Peter Hartz (VDI), Peter Liebetrau, Peter Thompson, Rainer Jansen, Stefan Moldzio (Bürgerbewegung Kryo-Recycling u. Kreislaufwirtschaft e. V.), Ulrich Hühn (B90/DIE GRÜNEN, Kreis Plön), Uwe Kern, Uwe Stahl (Attac-Kiel, verdi Kiel/Plön), Veronika Gogolok (Attac-Kiel), Wilfried Voigt (B90/DIE GRÜNEN), Wolfgang Buck (Attac-Kiel)
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